K.o.-Tour: Das Highlight
Der Grand Prix bietet also den gewohnten-gelungenen Fahrspaß mit einer winzigen Prise Langeweile, doch Mario Kart World hat natürlich noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Den frisch eingeführten Modus namens K.o.-Tour beispielsweise, bei dem es sich um das wahre Highlight des Spiels handelt. Hier durchfahrt ihr insgesamt sechs Etappen, wobei nach jedem Abschnitt die letzten vier Fahrer*innen aus dem Rennen fliegen, bis ihr mit den verbleibenden drei um den ersten Platz kämpft.
Während die Gruppe an Teilnehmer*innen immer kleiner wird, steigen das Adrenalin und die Spannung. Ein Fehler wirft euch gerne mal zehn Plätze nach hinten und dann heißt es kämpfen, um nicht an der Etappenhürde zu scheitern. Obwohl die Strecken breiter sind, um den nun 24 konkurrierenden Kart-Racer*innen genug Platz zu geben, ist das Chaos natürlich vorprogrammiert – und die Unterhaltung ist es auch. Egal ob gegen NPCs, lokal mit meinen Kolleg*innen oder online gegen Fremde: Am meisten Spaß hatte ich in Mario Kart World mit großem Abstand bei der K.o.-Tour.

Das hat zwei Gründe. Zum einen ist der Moment kurz vor einem Etappenziel das reinste Zittern. Wenn ich mit schwitzigen Händen gerade noch auf den benötigten Platz vorrücke und juble oder mit knirschenden Zähnen knapp das Ziel verfehle und fluche, schnellen die Emotionen durch die Decke. Zum anderen bietet die K.o.-Tour ein wirklich zusammenhängendes Erlebnis, denn die sechs Runden werden ohne Unterbrechung durchgefahren: Mario Kart in seiner reinsten (und besten) Form.
Freies Fahren: Die Enttäuschung
Bleibt, abseits netter Zeitvertreibe wie dem Zeitrennen oder dem Schlacht-Modus, wo ihr auf kleinen Kursen um Münzen oder Ballons kämpft, noch die offene Welt. In Mario Kart World als freies Fahren betitelt, stürzt ihr euch mit einem Charakter und Fahrzeug eurer Wahl auf die gigantische Insel, die mit den vielen verschiedenen Strecken die unterschiedlichsten Biotope beheimatet. Und was erwartet euch jetzt hier, abgesehen von der wunderschönen und vielfältigen Landschaft?
Nun… nicht sehr viel. Ihr könnt Peach-Medaillen und Fragezeichen-Platten finden, die mal mehr, mal weniger gut versteckt sind. An Yoshi-Restaurants bekommt ihr außerdem goldene Tüten mit einer Mahlzeit, die eurem Charakter beim Verspeisen ein neues Outfit verpasst: Luigi, Prinzessin Peach und Co. schlüpfen in Mario Kart World nämlich in die unterschiedlichsten Kostüme, die ihr anschließend als Fahrer*innen-Varianten auswählen könnt, sobald ihr sie freigeschaltet habt.

Bleibt noch die letzte, am häufigsten in der Open World zu findende Aktivität: Die P-Schalter-Herausforderungen. Fahrt ihr gegen einen der blauen Knöpfe, startet eine Aufgabe, die ihr innerhalb eines Zeitlimits erledigen müsst. Mal gilt es, blaue Münzen zu sammeln, mal durch eine Reihe von Toren zu fahren oder ein Rennen zu gewinnen: Die Herausforderungen sind spaßig und durchaus abwechslungsreich, die meisten von ihnen eher leicht, andere durchaus knifflig.
Wo war ich schon? Wo will ich hin?
Leider erwartet euch dabei stets die gleiche, lahme Belohnung: Ein neuer Sticker, den ihr an einer vorgegebenen Stelle auf euren fahrbaren Untersatz pappen könnt. Auch beim Finden der Medaillen und Platten winkt nur der schnöde Aufkleber. Zumal die Sticker einfach nur in einem eigenen Menü nebeneinander aufgereiht werden. Wenn ich sie wenigstens in ein digitales Reisetagebuch kleben könnte, das nach den einzelnen Regionen aufgeteilt ist und so dokumentiert, welche Ecken ich schon bereist habe. Hauptsache, es bekommt ein wenig mehr Pfeffer.
Hier verbirgt sich ein weiteres Manko der Open World: Es ist null ersichtlich, wo ich schon war und wo nicht. Links unten in der Ecke der Karte prangt zwar die Zahl der insgesamt abgeschlossenen P-Schalter und gefundenen Medaillen, doch wo in der Welt ich diese entdeckt habe, lässt sich nirgendwo erkennen. Wenn ich noch nicht absolvierte Herausforderungen finden will, muss ich auf gut Glück durch die Gegend gurken und genieße dabei zwar die schicken Umgebungen, überall platzierte Easter Eggs und umherwandernde Toads oder Yoshis, fühle mich aber trotzdem etwas planlos.

Eine aktivierbare Option, die mir alle gefundenen Objekte anzeigt, würde die Suche nach dem Rest sehr viel angenehmer gestalten. Da auch die Gesamtzahl von P-Schaltern und Medaillen ein Rätsel ist, gleicht das Abhaken von Zielen in der Open World von Mario Kart dem Versuch, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Wenn Nintendo will, ließe sich das aber sicherlich mit einem kleinen Update nachliefern.
Das stimmt, wobei ich nicht weiß, ob das wirklich eine technische Limitation oder eine Design-Entscheidung ist. Darüber lässt sich ja nur spekulieren. Dass man sich aus technischen Gründen auf Online-Multiplayer konzentriert, halte ich auch für eine gewagte These. Das Online-Erlebnis ist ja schon lange ein integraler Bestandteil der Mario Kart-Spiele.
Schade, dass hier nicht mehr viel los ist.
Genau, das Spiel wirkt sehr viel lebendiger und dynamischer. Das merkt man als alter Mario Kart Fan.
Forza Horizon mit Mario Kart zu vergleichen ist, als wolle man Fifa mit Mario Football vergleichen.
Ich habe ja im Test bereits viel drüber geschwärmt, aber die Animationen sind echt eines meiner Highlights, da steckt so viel Liebe drin.
Und stimmt, ganz vergessen, im Test zu erwähnen! Auch eine durchaus gute Änderung, man möchte grüne Panzer oder Bananenschalen ja eigentlich immer erstmal als Schutz hinten dran hängen haben, bevor man sie dann doch abfeuert.
Ich finde die Kritik vor dem Preis valide, genau wie den Vergleich hinsichtlich der Open World, bei der Mario Kart gegen ein Forza einfach abstinkt. Aber man muss auch dazu sagen: Mario Kart hat auf lange Sicht ja nochmal ein anderes Ziel als die meisten Racer, nämlich vor allem mit Freund*innen auf der Couch zu unterhalten; und da ist es meiner Meinung nach immer noch unschlagbar.